Im Sommer 2022 hatte ich mir ein Vierteljahr frei genommen, bevor ich mein Masterstudium angefangen habe. Die Zeit verwendete ich, um mir einen Traum zu erfüllen: Ich kaufte ein Interrailticket für 3 Monate und reiste ein Vierteljahr lang durch Europa. Nach 2 Jahren Pandemie sah ich den Zeitpunkt dafür gekommen.
Mit einem Interrailticket darf man praktisch alle Züge im europäischen Ausland benutzen, für das eigene Land gilt das bloß für 2 Tage, welche normalerweise für die Ausreise und Einreise gedacht sind. Als es Mitte Juni los ging, fuhr ich deswegen am ersten Tag komplett durch Deutschland, von Baden-Württemberg aus bis nach Dänemark. Mit dem ICE ging es bis nach Hamburg, von dort aus mit dem „Gumminase“ genannten Zug nach Kopenhagen.
In Kopenhagen erwartete mich wie erwartet eine superfahrradfreundliche Stadt, das wird in den Medien ja oft genug erwähnt. Das musste ich natürlich ausprobieren und lieh mir ein Fahrrad aus. Es dauert eine Weile, bis man sich an die Verkehrssituation gewöhnt hat, gerade beim Abbiegen. Wenn man es aber einmal begriffen hat, fühlt man sich wie ein König auf dem Fahrrad, auf breiten Fahrbahnen kommt man rasend schnell von A nach B. So etwas habe ich davor noch nicht erlebt. Von diesen Zuständen ist man in Berlin, wo ich aktuell wohne und viel mit dem Rad unterwegs bin, leider noch sehr weit entfernt.
Kopenhagen ist auch architektonisch eine wunderschöne Stadt; warum die kleine Meerjungfrau zu den Hauptattraktionen zählt, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Ich hatte das Gefühl, dass es jedem vor der kleinen Statue so geht, dann trotzdem ein Bild gemacht wird und man schnell weiterzieht. Der Streetfoodmarket auf der anderen Seite des Kanals ist es z.B. tausendmal mehr wert, besichtigt zu werden. Da es die ersten Tage des alleine Reisens für mich waren, verabredete ich mich mit anderen Alleinreisenden über Couchsurfing Hangouts, eine super Möglichkeit andere Reisende kennenzulernen.
Nach 3 Tagen in Kopenhagen ging es weiter nach Schweden, über die Öresund Brücke bis nach Göteborg. Den Tag darauf machte ich einen Tagesausflug nach Karlstad, am nördlichen Ende des Vänern, des größten Sees Schwedens. Den ganzen Tag verbrachte ich in einem Park neben der Stadt. Es war ein warmer Tag, ich badete im See und besichtigte ein Naturschutzgebiet am Rande des Parks.
Es war der 24. Juni, der Freitag nach dem Sommeranfang. In Schweden wird an diesem Tag das Mittsommerfest gefeiert. Pünktlich zu diesem Tag bekam ich Besuch: Meine Schwester war mit ihrem Freund auf dem Rückweg von Norwegen, zusätzlich reiste eine Freundin aus Deutschland an, um die nächsten zwei Wochen mit mir mitzureisen. Wir verbrachten den Abend im Slottsskogen Park, wo die große Feier der Stadt stattfand. Der Park war brechend voll. Der offizielle Teil der Feier war ganz nett, richtig toll wurde es aber erst, als am späten Abend (wirklich dunkel wurde es nie) ein Rave im Park stattfand.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von meiner Schwester mitsamt Anhang und fuhren zu zweit nach Mellerud. Von dort trampten wir bis nach Håverud, einem Dorf, welches für seine Schiffsbrücke bekannt ist. Diese Brücke ist mit Wasser gefüllt und überquert einen Wasserfall, bevor es in mehreren Schleusen hinunter zum nächsten See geht. Direkt über der Brücke verlaufen auch Bahngleise, welche inzwischen nur noch von dem historischen Zug von DVVJ befahren werden. Kurz: Der Anblick ist einmalig.

Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen

Traditionelles Midsomma Fest in Göteborg

Kanu fahren im Dalsland

Der SJ3000 vor der Abfahrt nach Stockholm

Historischer Dieseltriebwagen im Dalsland
Eigentlich wollten wir in Håverud Kanus ausleihen, wird fanden jedoch keinen Verleiher, der Ausrüstung für Mehrtagestouren anbot. So trampten wir noch weiter bis nach Bengtsfors, wo wir an einem Campingplatz fündig wurden. Vier Tage lang fuhren wir über die Seen Låxsjön, Svärdlång und Lelång. Es war traumhaft schön und ruhig, den ganzen Tag lang begegneten wir maximal 10 anderen Kanus, ansonsten hatten wir nur Natur um uns herum. Wir schliefen im Zelt oder in Schutzhütten, die an ausgewiesenen Campingspots zu finden sind. Hier gibt es auch immer Holz für ein Lagerfeuer. Das Ganze wird über eine Gebühr finanziert, welche man bezahlen muss, wenn man im Dalsland mit dem Kanu unterwegs ist.
Was in dieser Region auf jeden Fall nicht vergessen werden darf, ist Mückenspray. Sobald man in Ufernähe kommt, wimmelt es nur so von Stechmücken. Es empfiehlt sich weite, langärmlige Klamotten anzuziehen und jeden Zentimeter, der nicht von Stoff bedeckt ist, einzuschmieren. Und wenn man auch nur eine kleine Stelle vergessen hat, zum Beispiel hinter den Ohren, die Mücken werden sie finden.
Wieder zurück am Campingplatz füllten wir unsere Energiereserven an einem Pausentag wieder auf. Ein Tag später ging es nach Stockholm, dazu fuhren wir zuerst mit dem historischen Zug der DVVJ von Bengtsfors zurück nach Mellud. Im Zug waren außer uns nur schwedische Touristen, welche alle in Håverud ausstiegen. So waren wir die einzigen Passagiere des Zugs, als wir über die Schiffsbrücke fuhren und weiter nach Mellerud. Von dort ging es zurück nach Göteborg und dann mit dem SJ3000, dem schwedischen Hochgeschwindigkeitszug, nach Stockholm. Spannend ist vielleicht noch, dass es in Schweden ein größeres Lichtraumprofil gibt als in Deutschland. Züge sind deswegen meist breiter, weswegen es drinnen breitere Sitze oder fünf Plätze in einer Reihe gibt. Dann gibt es auf der einen Seite zwei Sitze, auf der anderen Seite drei Sitze. Wenn man einen Platz mit Tisch erwischt, kann man sich zu sechs wunderbar unterhalten. Ideal für Leute, die mehr als drei Freunde haben.
In Stockholm verbrachten wir 2 Tage zum Besichtigen der Stadt und einiger U-Bahnhöfe, welche teilweise sehr kunstvoll gestaltet sind und deswegen zu den Touristenattraktionen zählen. Danach ging es weiter in den hohen Norden bis nach Narvik in Norwegen. Die Strecke ist 1.454 km lang, der Zug braucht dafür über 18 Stunden. Wir teilten unser 6er-Liegeabteil mit einem Pärchen aus Kopenhagen und einem 35-jährigen mit seinem Vater, beide Gruppen fuhren in den Wanderurlaub. Wir unterhielten uns lange mit ihnen über Gott und die Welt, spielten Karten und waren ein bisschen traurig, als die letzten unserer Abteilgenossen in Abisko ausstiegen. Doch der atemberaubende Ausblick über den Narvikfjord kurz vor dem Ziel machte das wieder wett.

U-Bahn Station in Stockholm

U-Bahn Station in Stockholm

U-Bahn Station in Stockholm

Blick aus dem Zugfenster im Norden von Schweden

Auf den letzten Kilometern vor Narvik schlängelt sich der Zug am Fjord entlang

Mitternachtssonne auf dem Hausberg von Tromsø

Wanderung auf den Lofoten
Unser Ziel war Tromsø, die größte Stadt nördlich des Polarkreises. Um dort hinzukommen, gibt es Busverbindungen, diese sind aber so wie alles in Norwegen sehr teuer. Wir versuchten es wieder mit Trampen, was diesmal aber nicht funktionieren wollte. Nach 90 Minuten, wir wollten fast schon aufgeben, hielt doch noch ein Auto an. Daraufhin klappte alles wieder wie geschmiert, vier Mitfahrgelegenheiten später kamen wir in Tromsø an.
In Tromsø bestiegen wir direkt am ersten Abend den Storsteinen, den Hausberg der Stadt. Da es dauerhaft hell war, hatten wir bereits einen verschobenen Tagesrhythmus und es war schon fast Mitternacht, als wir oben auf dem Berg ankamen. So bot sich uns ein wunderschöner Ausblick über die Stadt, die Fjorde, die schneebedeckten Berge und die tiefstehende Sonne. Innerhalb der Tage wurden übrigens alle Temperaturrekorde gebrochen: Wir hatten nachts noch über 20 Grad, tagsüber waren es sogar 30 Grad. Un das in Tromsø, einer Stadt in der subpolaren Zone. Auf dem Rückweg in unser AirBnB nahmen wir einen Nachtbus, der nachts um 3 Uhr Nachtschwärmer nach Hause brachte – und heute Nacht auch Wanderer mit einem verschobenem Tagesrhythmus.
Die nächsten Tage wurde ich krank, deswegen habe ich nicht mehr viel von Tromsø gesehen, sondern kurierte mich aus. Nur einmal besuchte ich die Altstadt, es war gerade ein Kreuzfahrtschiff im Hafen. Die ganze Stadt war geflutet von Pauschaltouristen, das vermieste die Stadtbesichtigung leider.
Nachdem ich wieder fit genug dafür war, trampten wir wieder Richtung Süden. Eigentlich wollten wir wieder bis Narvik und dort noch einmal wandern gehen, das Trampen lief aber diesmal so gut, dass wir kurzfristig entschieden, noch auf die Lofoten zu fahren. Als es später wurde und deswegen weniger Fahrzeuge unterwegs waren – wir waren schon seit einigen Stunden auf den Lofoten – stellten wir das Zelt abseits der Straße auf. Am nächsten Morgen strecken wir wieder den Daumen raus und wurden zügig mitgenommen. Auf der Insel Vestvågøya gibt es ein Hostel, welches für norwegische Verhältnisse preiswert ist. Dort stellten wir unser Gepäck unter und wanderten durch die traumhaft schöne, wenn auch verregnete Landschaft. Für die Nacht gab es im Hostel kein freies Bett mehr, deswegen übernachteten wir nochmals im Zelt, direkt am See mit Blick auf dunkelgrüne Wiesen, Berge und das Meer.
Es war mein 27. Geburtstag, an diesem Tag wollten wir den imposanten Berg, der vor unserem Zelt in die Höhe stieg, besteigen. Alles war sehr nass und rutschig und als wir in die Wolken kamen, mussten wir leider umdrehen. Im Hostel gönnten wir uns dann das erste Mal ein nicht selbst zubereitetes Abendessen in Norwegen und ein Bier für „nur“ 9€.
Im Schlafraum hatte es einen Rollladen, endlich konnte man wieder ohne Schlafmaske schlafen. Ein Tag später ging es nun wirklich nach Narvik. Wir versuchten unser Glück wieder mit Trampen und hatten als Backup eine Busverbindung. Die erste Hälfte der Strecke haben wir mit Trampen hinbekommen, für die zweite Hälfte mussten wir auf den Bus umsteigen. Nach Einkaufen in Narvik ging es mit dem Zug wieder Richtung Stockholm, wobei ich nur bis Abisko fuhr, während meine Reisebegleitung komplett bis Stockholm und von dort weiter nach Deutschland fuhr.
In Abisko gibt es einen riesigen Nationalpark, der Bahnhof ist gleichzeitig der Startpunkt des Kungsleden, einem Fernwanderweg durch die großen dünnbesiedelten Gebiete in Nordschweden. Ich fand hier ein großartiges Hostel mit vielen kommunikativen Leuten, was die Umstellung auf das alleine Reisen sehr einfach machte. Neben Wandern im Nationalpark und Zuschauen einer wissenschaftliche Vogelbestimmung war das Hostel selbst auch schon ein Highlight. Auch im eiskalten Torneträsk schwamm ich ganz kurz, direkt danach ging es in die Sauna, welche jeden Abend den Mittelpunkt des Hostels darstellte.
Mein nächster Punkt der Reise sollte Rovaniemi, der offizielle Sitz des Weihnachtsmannes, im Norden von Finnland sein. Um dort hinzukommen, musste ich eine Nacht in Luleå einlegen. Von Luleå aus fahren seit einigen Jahren wieder Züge nach Haparanda direkt an der finnischen Grenze. Grenzüberschreitenden Verkehr gibt es hier aber leider nicht, wer nach Finnland weiter möchte, muss über die Grenze in den finnischen Teil der Stadt laufen und einen Bus nach Kemi nehmen. Das tat ich auch und wartete dann in Kemi auf den Ersatzverkehr nach Rovaniemi, da gerade an der Strecke gebaut wurde.

Der Bahnhof von Abisko – 1506 km bis Stockholm

Der Torneträsk bei Abisko

Im Abisko Nationalpark

Der Polarkreis verläuft mitten durch das Gelände der Santa Clause Village – bei 21° C

Das Arktikum in Rovaniemi
In Rovaniemi lieh ich mir an einem Tag ein Fahrrad aus und besuchte das Weihnachtsmanndorf. Es war völlig abstrus, es hatte 20 Grad und Leute liefen mit T-Shirts umher, während überall Weihnachtsmusik lief und Elfen herumstapften. An mehreren Stellen konnte man mit dem „echten“ Weihnachtsmann reden und anschließend überteuerte Bilder von diesem historischen Moment erwerben. Meine Erwartung von Kitsch und Absurdität wurde sogar noch übertroffen – und ich fand es toll. Mehr Anspruch hatte das Arktikum, ein Museum über die Arktis und das Leben der Samen, den Ureinwohnern der Arktis. Ich verbrachte dort ganze fünf Stunden.
Nach zwei Tagen ging es weiter nach Helsinki. Dafür nahm ich den Nachtzug, welcher auch „Santa-Clause Express“ genannt wird. Ich gönnte mir eine eigene Kabine mit eigenem Badezimmer und Dusche, um einen meiner bescheuertsten Bucketlist-Einträge zu erfüllen: Einmal im Leben im Zug duschen! Einen so modernen und komfortablen Nachtzug habe ich bisher noch nicht gesehen. Alle Abteile hatten ein Doppelbett, die Wagons hatten zwei Stockwerke. Für jede Kabine gab es Zimmerkarten, um das Abteil zu verschließen, wenn man im Restaurantwagen etwas zu Abend isst.

Der Santa-Clause Express von Rovaniemi nach Helsinki

Bahnhof von Helsinki

Der Dom von Helsinki

Temppeliaukio-Kirche in Helsinki
In Helsinki besichtigte ich für zwei Tage die Stadt. Architektonisch hat diese Stadt unglaublich viel zu bieten, sowohl historisches als auch moderne Architektur. Es fängt direkt mit dem imposanten Hauptbahnhof an, direkt daneben befindet sich die moderne Bibliothek Oodi, auch nicht weit entfernt die Temppeliaukion Kirkko. Mit der Fähre kann man auf die kleine Insel Suomenlinna fahren, welche früher eine Festung war und heute viele Ruinen sowie Museen beinhaltet.
Nach zwei Tagen ging es mit der Fähre über den Finnischen Meerbusen nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands. Fährverbindungen gibt es haufenweise und sind nicht teuer. Tallinn ist durch seine Altstadt mit Mittelalter-Flair auf eine ganz andere Weise wunderschön. Vor vielen Jahren hatte ich einen estnischen Straßenmusiker über Couchsurfing in meinem Studentenzimmer in Stuttgart übernachten lassen, jetzt konnte ich im Gegenzug bei Ihm kostenlos auf der Couch schlafen.
Von Tallinn gibt es nur eine Verbindung am Tag, wenn man mit dem Zug nach Riga fahren möchte. Dazu nimmt man einen frühen Zug bis nach Valga an der Grenze zu Lettland und wartet dort mehrere Stunden auf den Zug nach Riga. Aufgrund des schlecht abgestimmten Fahrplans braucht man fast 10 Stunden, bis man in Riga ankommt, mit dem Auto sind es 4 Stunden. Im Zug traf ich zwei Stuttgarter, die ebenfalls mit dem Interrailticket durch das Baltikum reisten. Zusammen verbrachten wir die Zeit in Valga in einem Café, spielten Karten und tauschten Reisegeschichten aus.
In Riga blieb ich für drei Nächte im Cinnamon Sally Backpackers Hostel, einem der besten Hostelerfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Es gab ein richtig gemütliches Wohnzimmer, in dem immer angenehme Leute hockten, es gab ein tolles Frühstückbuffet und das Personal hat einen ausgiebig über Aktionen im Umfeld der Stadt informiert. So wurde mir ein Tagesausflug mit dem Zug nach Jūrmala empfohlen, einem Dorf am Meer 30 Minuten von Riga entfernt. Hier gab es einen wunderschönen Sandstrand. Wie überall in Lettland kommen alte Dieseltriebzüge aus der Zeit der UDSSR zum Einsatz.
Nach Litauen musste ich auf den Bus umsteigen, seit der Pandemie fährt der einzige Zug zwischen den beiden Ländern nicht mehr. Deswegen fuhr ich mit dem Flixbus nach Vilnius, verbrachte dort einen halben Tag und fuhr dann weiter nach Kaunas, wo ich ein Hostel für die Nacht hatte. Beides sind sehr schöne Städte, die vielen Fußgängerzonen haben mich positiv überrascht.
Einige Tage davor erfuhr ich per Zufall, dass seit zwei Wochen wieder am Wochenende Züge zwischen Litauen und Polen fahren. Deswegen musste ich für diese Strecke keinen Bus buchen, sondern fuhr von Kaunas nach Białystok über die sogenannte Suwalki-Lücke, einem kleinen Korridor zwischen Kaliningrad und Belarus, welcher Polen und Litauen verbindet. Von Białystok ging es mit dem nächsten Zug direkt weiter nach Warschau, wo ich mir am darauffolgenden Tag die Stadt bei einer Free Walking Tour ansah.

Zug von Valga nach Riga

Der Zug von Kaunas nach Bialystok steht bereit

Altstadt von Warschau

Chopin Konzert im Lazienki-Park in Warschau
Drei Tage später wollte ich im Schwarzwald sein; um die Inbound-Journey meines Interrail Tickets noch aufzubewahren, musste ich um Deutschland außen herum fahren. Mit dem Nachtzug ging es von Warschau nach Wien, wo ich mit über 2 Stunden Verspätung ankam. Dort ging es direkt weiter, mit dem Railjet durch die Alpen bis nach Zürich. Auf dieser Strecke hatte ich nochmals 1 Stunde Verspätung. Pünktlich ging es dann von Zürich weiter nach Konstanz, wo ich 24 Stunden nach Abfahrt in Warschau ankam.
Da der Beitrag bereits sehr lang ich, breche ich an dieser Stelle ab und teile den Reisebericht in zwei Teile auf. Im nächsten Teil geht es einmal über die Adria, anschließend nach Berlin und auch noch nach Spanien. Seid gespannt.
Auf den in diesem Artikel beschriebenen Strecken hat sich wenig verändert, bis auf die Zugstrecken im Baltikum. Hier gab es in den letzten 1,5 Jahren einige Verbesserungen. Zwischen Estland und Lettland sind die Züge inzwischen besser abgestimmt, das Warten in Valga entfällt. Zwischen Lettland und Litauen soll in einigen Wochen eine neue Zugverbindung in Betrieb gehen. Und zwischen Litauen und Polen gibt es nun täglich Züge, welche von Vilnius über Kaunas nach Białystok, Warschau und Krakow fahren. Dabei muss am Grenzbahnhof einmal umgestiegen werden, bei Verspätungen warten die Züge aufeinander. Grund für das Umsteigen ist die unterschiedliche Spurweite, aufgrund der UDSSR-Vergangenheit sind die Schienen in den baltischen Ländern in russischer Breitspur gebaut.
Aktuell wird im Baltikum außerdem am Bahnprojekt „Rail Baltica“ gebaut. Eines Tages sollen dank dieses Projekts Schnellzüge auf Normalspurgleisen von Warschau bis nach Tallinn fahren. Eine Fertigstellung vor 2030 wird aber immer unwahrscheinlicher.