Das Hochgeschwindigkeitsnetz in Frankreich zwingt einen fast immer dazu, für eine Reise durch das Land einen Halt in Paris einzulegen. So auch im Frühjahr 2022, als ich für eine Woche nach Barcelona und mit der Fähre weiter nach Mallorca fuhr. Auf dem gleichen Weg ging es einige Tage später zurück nach Deutschland.
Mit dem Direktzug ging es von Stuttgart Hbf nach Paris Gar de l’Est. Anstatt eines TGV von Paris nach Barcelona entschieden wir uns, einen Nachtzug in die Pyrenäen zu nehmen. Dies ist nicht nur ein großes Abenteuer, sondern außerdem unglaublich günstig, dazu später mehr. So verbrachten wir den Tag in Paris, um uns einige Dinge in dieser wunderschönen Stadt anzusehen. Mit dem Nachtzug ging es um 21:12 Uhr vom Bahnhof Paris Austerlitz im Liegewagen nach Latour De Carol – Enveitg. In diesem Zug gibt es wie in vielen Nachtzugverbindungen mehrere Waggons mit unterschiedlichen Zielen, die in der Nacht geteilt werden. Wer bei den Rangierarbeiten nicht aufwacht, bekommt davon aber nichts mit. Unser Zugteil bestand aus nur 3 Waggons, einem Liegewagen mit 6-Bett Abteilen, einem Liegewagen mit 4-Bett Abteilen und einem Sitzplatzwagen.
Als ich am Morgen aufwachte, schneite es draußen vor dem Fenster. Ich zog mir warme Klamotten an und setzte mich in den Sitzplatzwagen, der fast leer war. Am Bahnhof Andorre – l’Hospitalet, nicht weit von der Grenze des Zwergstaats Andorra entfernt, gab es eine geschlossene Schneedecke. So hatte ich mir meinen Mallorca-Urlaub nicht vorgestellt, die Aussicht im engen Tal entlang eines Flusses aber war spektakulär. Eine halbe Stunde später kamen wir in Latour De Carol – Enveitg an. Es ist der Grenzort zwischen Spanien und Frankreich, das große Bahnhofsgebäude deutet auf die einst große Bedeutung des Bahnhofs hin, von der heute nicht mehr viel geblieben ist. Es gibt im Bahnhof ein Gleis in iberischer Breitspur, der Schienenspurweite, welche in Spanien und Portugal verwendet wird. An diesem Stand auch schon ein Zug bereit, welcher ca. 1h nach Ankunft des Nachtzuges aus Paris nach Barcelona fährt. Tickets für diesen Zug werden nicht am Bahnschalter verkauft, sondern beim Schaffner im Zug. Die Zeit bis zur Abfahrt vertrieben wir uns mit einem Spaziergang im Dorf.
Für die Fahrt nach Barcelona braucht die Regionalbahn fast 4 Stunden. Das ist natürlich nochmals eine lange Zeit, was an den vielen Kehren und engen Kurven der Strecke liegt. Diese führt nämlich komplett durch die Pyrenäen. Großartige Aussichten gibt es somit fast durchgehend. Wem die Aussicht aus diesem Zug nicht genügt, kann nach 55 Minuten Fahrtzeit in Ribes-Enllac aussteigen. Von dort aus gibt es eine Zahnradbahn in das Bergdorf Núria. Wir haben uns aber dagegen entschieden und fuhren direkt bis Barcelona.
Kommen wir zu den Kosten für diese Strecke. Den Platz im Liegewagen gibt es bereits für 29€ bei der SNCF. Der Regionalzug nach Barcelona-Sants hat 12€ gekostet und von Stuttgart Hbf nach Paris l’Est haben wir das Ticket über die DB für 37,40€ bekommen. Zählt man das Metro-Ticket in Paris dazu, kommt man auf Kosten von ca. 80€ für die Strecke von Stuttgart nach Barcelona. Auch kurzfristig sind oft noch günstige Fahrkarten für die Verbindung nach Latour de Carol beziehbar, während die TGVs direkt nach Barcelona teilweise über 200€ für ein Ticket kosten.
Zurück zur Reise. Die nächste Nacht verachten wir in Barcelona, wo wir außerdem den gesamten kommenden Tag mit Sightseeing verbrachten. Am zweiten Abend in Barcelona ging es zum Fährhafen. Um 23 Uhr fuhr hier eigentlich unsere Fähre nach Palma de Mallorca ab. Tatsächlich wurde es eine Stunde später, bis wir wirklich auf das Schiff durften. Wir hatten zu dritt eine Kabine mit eigenem Bad. Eigentlich viel zu schade für die kurze Überfahrt, denn um 5:30 Uhr wurden wir durch die Lautsprecherdurchsage geweckt, dass es Frühstück im Restaurant gibt. Wir verzichteten darauf und versuchten nochmal ein bisschen zu schlafen, bevor wir den Sonnenaufgang auf dem Deck genossen. Um 6:30 Uhr sind wir in den Hafen von Palma eingefahren.
In Mallorca blieben wir sechs Tage in einer Ferienwohnung ca. 1h entfernt von Palma. Die Insel hat abseits des Ballermanns echt viele schöne Ecken zu bieten, besonders im Nordwesten, wo es Berge gibt. Ein besonderes Highlight war eine Fahrt im Trén de Sóller. Dabei handelt es sich um eine historische Elektrolokomotive, welche von Palma aus in die Stadt Sóller durch das Gebirge fährt. Die Bahn ist komplett in Holz verkleidet und wurde wunderschön instand gesetzt. Auf einer Anhöhe gibt es einen kurzen Fotohalt mit Blick auf Sóller, bevor der Zug sich durch viele Kehrschleifen den Weg nach unten bahnt. In Sóller kann man mit einer historischen Straßenbahn, welche ähnlich schön die der Trén de Sóller ist, nach Puerto de Sóller weiterfahren. Die Tickets sind zwar teuer, die Fahrt hat sich aber definitiv gelohnt. Nur ein Tipp: Im Tunnel kann es sehr kühl werden, deswegen empfehle ich, während der Tunneldurchfahrt nicht auf den Plattformen der Waggons zu stehen. Ich habe mit dabei eine Mandelentzündung zugezogen.
Die Rückfahrt verlief über die gleiche Strecke. Die Fähre zurück nach Barcelona fährt tagsüber, für diese Verbindung lohnt sich eine Kabine auf jeden Fall nicht. Die Überfahrt dauert nur 6 Stunden und es gibt viele Sitzplatzgelegenheiten an mehreren Orten im Schiff. Etwas stressig wurde die Fahrt von Barcelona-Sants nach La Tor de Querol-Enveig, wie der Ort auf Katalanisch heißt. Abfahrt sollte um 14:31 Uhr sein, Ankunft um 17:51. Das hätte uns gut 1,5h Puffer bis zum Nachtzug nach Paris gegeben, der um 19:25 losfuhr. Der Zug fuhr aber bereits mit über einer Stunde Verspätung in Barcelona ab. Zusätzlich hieß es dann von der Schaffnerin, dass dieser Zug außerplanmäßig eine Station früher aufhört und nicht über die Grenze nach Frankreich fährt. Uns wurde aber versprochen, dass wir ein Taxi nehmen können und die Kosten hierfür der Zuganbieter übernimmt. Das war auch tatsächlich so und wir kamen 10 Minuten vor Abfahrt des Zuges in Latour de Carol (oder La Tor de Querol) an. Zum Einkaufen reichte die Zeit leider nicht mehr, es gab keine Essensmöglichkeiten direkt am Bahnhof und auch im Zug verkaufte man kein Essen oder Getränke. Deswegen kamen wir sehr hungrig am nächsten Morgen in Paris an. Tipp für das nächste Mal: Essen bereits in Barcelona kaufen.
Links:
- Fahrplan für die Züge zwischen Barcelona und La Tor de Querol: https://rodalies.gencat.cat/en/horaris/
- Tickets und Fahrplanauskunft für den Intercités de nuit zwischen Paris und Latour de Carol: https://www.sncf-connect.com/
- Auskunft und Tickets zu den Fähren zwischen Barcelona und Palma: https://www.directferries.de/barcelona_palma_faehre.htm
- Infos zum Trén de Sóller: https://trendesoller.com/
- Zahnradbahn nach Núria: https://www.valldenuria.cat/en/
Schreibe einen Kommentar